Stillen – ein Thema, das mich schon sehr lange bewegt (vor allem weil unsere erste Tochter ein Schreibaby war und ohne das Stillen wäre ich wohl untergegangen -.-). Während es für viele Mamas selbstverständlich ist, ihr Baby in den ersten Monaten zu stillen, scheiden sich bei der Frage des Langzeitstillens oft die Geister. Doch was genau bedeutet Langzeitstillen und welche gesundheitlichen Vorteile bringt es mit sich? Lasst uns einen genaueren Blick auf das Thema werfen.
Was ist Langzeitstillen?
Langzeitstillen, auch bekannt als “Extended Breastfeeding” oder “Extended Nursing”, bezeichnet das Stillen über das erste Lebensjahr hinaus. In vielen Kulturen weltweit ist es völlig normal, Kinder bis ins Kleinkindalter zu stillen. In Deutschland hingegen wird oft ein gewisser Druck verspürt, das Stillen nach dem ersten Geburtstag zu beenden. Dabei gibt es viele gute Gründe, warum Mütter und Kinder das Stillen länger genießen sollten.
Gesundheitliche Vorteile für das Kind
Immunsystem-Booster
Muttermilch ist ein wahres Wunder der Natur. Sie enthält nicht nur alle wichtigen Nährstoffe, die ein Kind für eine gesunde Entwicklung benötigt, sondern auch zahlreiche Antikörper, die das Immunsystem stärken. Diese schützenden Eigenschaften bleiben auch nach dem ersten Lebensjahr bestehen. Studien zeigen, dass gestillte Kinder seltener an Infektionen wie Mittelohrentzündungen, Atemwegsinfektionen und Magen-Darm-Erkrankungen leiden.
Langfristiger Gesundheitsschutz
Langzeitstillen hat auch langfristige gesundheitliche Vorteile. Untersuchungen haben gezeigt, dass gestillte Kinder ein geringeres Risiko haben, später an Übergewicht, Diabetes Typ 2 und bestimmten Krebsarten zu erkranken. Diese Schutzwirkungen werden durch die in der Muttermilch enthaltenen bioaktiven Substanzen und Hormone erklärt, die das Wachstum und die Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen.
Bessere Zahngesundheit
Es mag überraschen, aber auch die Zahngesundheit profitiert vom Langzeitstillen. Durch das Saugen an der Brust wird der Kiefer des Kindes optimal geformt und das Risiko für Fehlstellungen der Zähne reduziert. Zudem enthält Muttermilch weniger Zucker als viele künstliche Milchprodukte, was das Risiko für Karies senkt.
Vorteile für die Mutter
Schnellere Rückbildung
Ein oft übersehener Vorteil des Stillens, einschließlich des Langzeitstillens, ist die schnellere Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt. Das Stillhormon Oxytocin hilft, die Gebärmutter zu kontrahieren und auf ihre ursprüngliche Größe zurückzuführen, was auch das Risiko von Nachblutungen verringert.
Schutz vor bestimmten Krankheiten
Langzeitstillen bietet auch Müttern gesundheitliche Vorteile. Studien haben gezeigt, dass Frauen, die länger stillen, ein geringeres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie für Osteoporose haben. Dies liegt unter anderem an den hormonellen Veränderungen, die durch das Stillen ausgelöst werden.
Unterstützung der Mutter-Kind-Bindung
Das Stillen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme; es stärkt die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Diese enge Verbindung ist nicht nur für das Wohlbefinden des Kindes wichtig, sondern auch für die Mutter. Das Stillen kann dazu beitragen, das Risiko von postpartalen Depressionen zu senken und das allgemeine Wohlbefinden der Mutter zu steigern.
Gesellschaftliche Aspekte des Langzeitstillens in Deutschland
Akzeptanz und Herausforderungen
In Deutschland gibt es eine zunehmende Akzeptanz des Langzeitstillens, doch viele Mütter stoßen nach wie vor auf Vorurteile und Unverständnis. Oft wird argumentiert, dass das Stillen nach einem bestimmten Alter „unnatürlich“ sei oder das Kind „abhängig“ mache. Diese Annahmen entbehren jedoch jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Tatsächlich zeigt die Forschung, dass Kinder, die länger gestillt werden, oft selbstständiger und sicherer sind.
Unterstützung und Aufklärung
Es ist wichtig, dass Mütter, die sich für das Langzeitstillen entscheiden, Unterstützung und Aufklärung erhalten. Hebammen, Stillberaterinnen und Kinderärzte spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie können wertvolle Tipps und Informationen geben und helfen, Vorurteile abzubauen. Zudem sollten auch Arbeitgeber flexible Arbeitszeiten und Stillmöglichkeiten bieten, um Müttern das Stillen zu erleichtern.
Praktische Tipps für Langzeitstillende Mütter
Stillen in den Alltag integrieren
Für Mütter, die ihr Kind länger stillen möchten, kann es hilfreich sein, das Stillen in den Alltag zu integrieren. Das bedeutet, Stillzeiten flexibel zu gestalten und das Stillen in den Tagesablauf einzubauen, zum Beispiel während der Mittagspause oder vor dem Zubettgehen. Auch das Tragen des Kindes in einer Tragehilfe kann das Stillen unterwegs erleichtern.
Abwechslung und feste Rituale
Mit zunehmendem Alter des Kindes wird das Stillen oft seltener und konzentriert sich auf bestimmte Tageszeiten. Feste Rituale können hier helfen, dem Kind Sicherheit zu geben und das Stillen in den Alltag zu integrieren. Gleichzeitig ist es wichtig, dem Kind auch andere Nahrungsmittel anzubieten, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten.
Geduld und Selbstbewusstsein
Langzeitstillen erfordert Geduld und Selbstbewusstsein. Mütter sollten sich nicht von negativen Kommentaren oder Vorurteilen verunsichern lassen. Es ist wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und das zu tun, was für Mutter und Kind am besten ist. Die Entscheidung, wie lange gestillt wird, sollte allein bei der Mutter und dem Kind liegen.
Fazit: Langzeitstillen lohnt sich
Langzeitstillen ist in Deutschland noch nicht überall selbstverständlich, doch die gesundheitlichen Vorteile für Mutter und Kind sprechen eine deutliche Sprache. Vom stärkeren Immunsystem des Kindes über den Schutz vor bestimmten Krankheiten bis hin zur Förderung der Mutter-Kind-Bindung – die positiven Effekte sind vielfältig und wissenschaftlich gut belegt.
Also, Mamas, wenn ihr euch fürs Langzeitstillen entscheidet, lasst euch nicht von unangebrachten Kommentaren oder bösen Blicken entmutigen. Euer Bauchgefühl zeigt euch den richtigen Weg!
Genießt eure Stillzeit so lange, wie sie dauert, denn sie macht tatsächlich nur einen sehr kleinen Teil des Lebens eures Kindes aus, aber der positive Einfluss bleibt – ein Leben lang.
Jetzt seid ihr gefragt: Wie sind eure Erfahrungen zu dem Thema? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Liebe Grüße, eure Christina
Quellen und weiterführende Literatur
- Nationale Stillkommission
- Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Ergänzende Tipps und Ressourcen
Für Mütter, die sich weiter über das Thema Langzeitstillen informieren möchten, gibt es zahlreiche Ressourcen und Beratungsstellen. Hier einige Anlaufstellen:
- La Leche Liga Deutschland e.V.: Eine internationale Organisation, die Stillberatung und Unterstützung anbietet.
- AFS – Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen: Eine gemeinnützige Organisation, die Stillgruppen und Beratung in Deutschland koordiniert.
- kindergesundheit-info.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Bietet Informationsmaterial und Broschüren rund ums Thema Stillen und Ernährung.